Artikel: Weil der Stadt – wo alles um Kepler kreist
Weil der Stadt liegt idyllisch im Würmtal, wo das Heckengäu in den Schwarzwald übergeht. Der Astronom Johannes Kepler wurde hier geboren und hier lebt er auch weiter.
Die historische Stadtmauer mit den Wehrtürmen, malerischen Altstadtgassen, ehemaligen Klöstern und der imposanten Kirche St. Peter und Paul – lasst euch einfach treiben durch die entzückende Altstadt oder streift erst mal an der Stadtmauer entlang. Der gut erhaltene Teil des Mauergürtels reicht vom Rabenturm, Seilerturm, Roter Turm und Storchenturm bis zum Augustinerkloster.
Der Seilerturm ist seitlich offen, damit sich keiner verschanzen kann
Der Seilerturm aus dem 15. Jahrhundert war mal Gefängnis. Kurios ist seine Bauweise als Schalenturm, das heißt, er ist Richtung Stadt hin offen. Das sollte verhindern, dass eingedrungene Feinde den Turm nicht als Festung gegen die Stadt benutzen können.
Der rote Turm, auch "Diebsturm" genannt, hat ein Verlies im Erdgeschoss. Er diente als Gefängnis für Schwerverbrecher. Und Schwerverbrecher war man schnell, wie der Hechtwirt Debler, er saß hier 1754 ein wegen Falschmünzerei. Das Renaissance Rathaus von 1582 wurde nach dem Stadtbrand im Jahr 1669 wieder aufgebaut. Die Rundbogenlaube war früher Markthalle.
Das Spital war 600 Jahre lang Altenheim und Armenhaus der Stadt. Im Innenhof befindet sich eine Bauinschrift des Spitalpflegers Sebald Kepler, dem Großvater Johannes Keplers. Er war damals Bürgermeister der freien Reichsstadt. Zum Spital gehört die die Spitalkapelle "Zu unserer lieben Frau“.
Wie verhext: Kepler muss seine Mutter mehrmals vorm Scheiterhaufen retten.
Nicht gerade prachtvoll ist das Geburtshaus von Johannes Kepler, dem großen Astronomen. Ein kleines Fachwerkhaus. Kepler stammt aus einer verarmten Familie. Am 27. Dezember 1571 wurde er geboren. Keplers Großvater war noch Bürgermeister dieser Stadt. Aber danach ging es abwärts mit der Familie. Sein Vater war ein kleiner Händler und als Söldner viel im Ausland unterwegs, verließ dafür immer wieder die Familie. Seine Mutter Katharina war Kräuterfrau und Gastwirtin. Sie wurde später der Hexerei angeklagt. Kepler musste sie mehrmals „heraushauen“, er war da schon eine angesehene Person und dennoch konnte er seine Mutter nur mit Mühe retten.
Höhere Mathematik im Wirtshaus
Als Frühgeburt war Johannes ein schwaches und krankes Kind. Er überstand die Pocken, konnte danach aber schlecht sehen. Trotzdem beeindruckte er Reisende im Gasthaus seiner Mutter oft mit seinen Rechenkünsten. Keplers Mutter weckte früh sein Interesse für Astronomie. Sie zeigte ihm den Kometen von 1577 und die Mondfinsternis von 1580. Kepler besuchte Lateinschulen in Leonberg und in Ellmendingen und studierte später in Tübingen, danach machte er Karriere in Graz und Prag.
Johannes guckt in die Luft
Übrigens guckte Kepler nicht nur nach oben zu den Sternen. Sondern auch nach oben zu den Schneeflocken: 1611 veröffentlichte Kepler eine Abhandlung über die Entstehung der Schneeflocke, das erste bekannte Werk zu diesem Thema. Er vermutete richtig, dass ihre hexagonale Gestalt irgendwas mit der Kälte zu tun hat.
Kepler-Museum, Kepler-Sternwarte auf Kepler-Gymnasium
Das von der Kepler-Gesellschaft gestaltete Museum in seinem Geburtshaus stellt wissenschaftliche Instrumente aus Keplers Zeit aus. Aber es punktet auch mit Computer- und Klang-Simulationen. Auf dem Johannes-Kepler-Gymnasium befindet sich die Johannes-Kepler-Sternwarte. Jeweils freitagabends finden dort öffentliche Führungen statt.
Kepler-Planetenweg – eine Wanderung als Weltraum-Odysse
13,5 km, also rund 3,5 Stunden
Niemand kann sich die Ausmaße des Weltalls wirklich vorstellen. Der Johannes-Kepler-Planetenweg stellt ein verkleinertes Modell des Sonnensystems dar. Entlang einer wunderschönen Wanderroute im nördlichen Würmtal. Große Schautafeln zeigen Fotos der Himmelskörper. Als Modell-Sonne dient die Kirchturmuhr von St. Peter und Paul in Weil der Stadt. Die hat 2,5 Meter Durchmesser und dieser Wert ist der Maßstab für die Entfernung der „Planeten“ auf dem Wanderweg. Die Uhr als Sonne ist auch Ausgangspunkt der beschilderten Wander- oder Radtour. Auf dem Stadtgebiet liegen die sonnennahen Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars. Im Ortsteil Merklingen kommt man zum Jupiter und zum Saturn.
Tipp: Wem 13 km zu lang sind: Ab Weil der Stadt fährt ein Bus nach Mühlhausen. Von dort aus ist es nur ein kurzer Anstieg bis zur Neptun-Tafel und man kann gemütlich die einfache Strecke nach Weil der Stadt zurücklaufen, sozusagen immer Richtung Sonne bzw. Turmuhr!
Mehr Infos zum Planetenweg: www.weil-der-stadt.de